In der 20. Folge meines Podcasts crisis & wonder spreche ich mit Marc Steinberg über die tiefere Dimension von Krisen – wie wir durch sie unserem Seelenplan näher kommen und wie sie zu einer spirituellen Transformation führen können. Es geht um Schmerz, Heilung, den feinen, oft übersehenen Unterschied zwischen Trauer und Leid – und, natürlich, Liebe.
Marc Steinberg ist Consciousness Coach, Unternehmer, Gründer von Creative Consciousness und seit über drei Jahrzehnten Begleiter auf dem Weg zu innerer Freiheit. Seine Arbeit verbindet westliche Psychologie mit östlicher Weisheit – mit dem Ziel, Menschen ihre Essenz und ihre wahre Größe erkennen zu lassen. Das Gespräch (auf Englisch) kannst du dir auf Spotify anhören oder mit Untertiteln auf YouTube ansehen. Hier findest du die deutsche Übersetzung.
Christin Endter: Hallo Marc Steinberg, willkommen bei crisis & wonder.
Marc Steinberg: Danke, dass du mich eingeladen hast. Danke für deine Präsenz.
CE: Danke dir. Du hast einmal gesagt, eine Krise sei wie eine Schatztruhe – für jene, die mutig genug sind, sie zu öffnen. Was können wir in einer Krise finden, wenn wir diesen Mut aufbringen?
MS: Diese Schatztruhe ist nicht einfach so zugänglich – sie öffnet sich nur für diejenigen, die den Mut haben, in die Unterwelt zu gehen, in ihre Schatten. Die bereit sind, sich der Herausforderung zu stellen, ohne in die Opferrolle zu fallen oder in Widerstand zu gehen, sondern die da durchgehen. Und wenn wir das tun – wenn wir wirklich durchgegangen sind – begegnen wir der existenziellen Angst, die mit dem Gott der Unterwelt, mit Hades, verbunden ist.
Und wenn wir dann an seinem Thron stehen, seinen Blick halten, die rohe, ungefilterte menschliche Natur aushalten – ohne davonzulaufen – dann bekommen wir Zugang zur Schatztruhe. Und was wir darin finden, ist Selbstwert. Viele fragen: Was ist Selbstwert?
Nun – das ist eine ganze Menge. Wenn du unbegrenzten Selbstwert hast, unbegrenzte Selbstliebe, Selbstachtung, Wertschätzung – vollkommen bedingungslos – dann bedeutet das: Alles, was du bist, wer du bist, alles, was du hast, wird vollständig angenommen und ist verbunden mit einem ewigen, unendlichen Wert. Und dieser innere Wert spiegelt sich – wie innen, so außen – direkt in deiner äußeren Realität wider. Diese beginnt sich neu zu kalibrieren, im Einklang mit deiner Resonanz von Selbstwert.
Das bedeutet Fülle. Denn in dieser Schatztruhe ist der Selbstwert unendlich. Fülle wird dir begegnen – egal, was du tust, ob du handelst oder nicht, schläfst oder arbeitest. Es spielt keine Rolle. Die Fülle wird geschehen, weil das Gesetz der Synchronisation zwischen innen und außen dafür sorgt.
Was du erhältst, ist ein müheloser Zustand des Flusses – begleitet von Fülle. Ich denke, das ist ein ziemlich großer Schatz.
CE: Das klingt sehr verlockend. Und ich verstehe dich – ich habe davon auch schon Momente erlebt. Gleichzeitig beobachte ich, wie Menschen damit ringen.
Gehen wir mal einen Schritt zurück. Wenn im Außen etwas passiert – Krankheit, das Scheitern eines Projekts, ein krankes Kind, der Tod eines Familienmitglieds – dann erleben viele das nicht nur als Krise, sondern fast wie eine Strafe. Es fühlt sich an wie eine Bestrafung.
Es ist, als kämen wir in dieses Leben mit der Erwartung – und ich weiß, du willst noch über Erwartungen sprechen – dass, wenn wir uns gut verhalten und gute Menschen sind, dann auch alles gut läuft. Und wenn dann etwas passiert, sind wir überrascht – und fühlen uns bestraft. Was kannst du uns mitgeben für diesen Moment des „Bestrafungsgefühls“?
MS: Das ist eine sehr gute Frage. Danke dafür. Die Tragödien, Verluste, Herausforderungen im Leben – seit Menschen sich selbst reflektieren, stellen sie Fragen über das Leben. Das geschah auch im religiösen Kontext: Warum bestraft mich Gott? Was habe ich falsch gemacht?
Auch in der Philosophie, der Mythologie – man denke an Prometheus, der bestraft wurde, weil er den Menschen das Feuer brachte. Die ganze Menschheitsgeschichte ist durchzogen von diesem Prinzip.
Wenn du es jedoch nicht als Strafe siehst, sondern als Korrektur – im größeren Zusammenhang der Reise der Seele – dann verändert sich alles. Denn eine Seele ist in sich immer vollkommen. Aber der Zweck der Seelenreise ist es, sich selbst bewusst zu werden.
Und dafür müssen wir in die Trennung von der Seele gehen – denn das Auge kann sich ohne Spiegel nicht selbst sehen. Dieser Spiegel ist die Außenwelt. Deshalb inkarnieren wir: Um durch das Außen ein Bewusstsein für uns selbst zu entwickeln.
Wir glauben, was wir sehen – anders funktioniert es nicht. Ein Film funktioniert nur, wenn du dich in den Film hineinbegibst. Solange du nur im Kino sitzt und denkst: "Ach, das ist ja nur Licht auf einer Leinwand", bist du nicht im Film.
Darum vergessen wir, wer wir sind – woher wir kommen – und warum wir durch Schmerz gehen. Dieser Schmerz ist eine Form von Korrektur. Wenn die Seele erkennt, dass ihr "Satellit", also der Mensch, der sie verkörpert, nicht im Einklang mit ihrem Inkarnationszweck lebt – dann muss etwas passieren.
Die Seele hat sich bei der Geburt verpflichtet, diesen Weg zu gehen. Der Mensch, sich dessen nicht bewusst, geht einen anderen Weg. Und selbst wenn er alles richtig macht – freundlich, fleißig, hilfsbereit ist – wenn diese beiden Wege sich voneinander entfernen, sagt die Seele irgendwann: Moment. Wir haben nur noch 70, 80, 90 Jahre zur Verfügung – lass uns das erfüllen, wofür wir gekommen sind.
Dann passieren Dinge wie Jobverlust, Krankheit, Insolvenz. Türen schließen sich – damit du durch die richtige Tür gehst. Für dein eigenes Wohl. Für die Erlösung deiner Seele.
Wenn man es so sieht, verändert sich die Perspektive. Plötzlich ist der Mensch, der dich verlassen hat, oder die geliebte Person, die gestorben ist, oder die Krankheit, die dich quält – nicht mehr einfach nur ein Leid. Auch Angstzustände, Panikattacken, Depression – das sind alles extrem schmerzhafte Erfahrungen, oft schmerzhafter als körperliche.
Aber – sie sind Korrekturmaßnahmen. Wir leben gewissermaßen auf einem Korrekturplaneten: Erde als Schule. Die gute Nachricht: Wenn wir in diesen Erfahrungen etwas ruhiger bleiben können – und ja, ich weiß, das ist schwer – dann können wir beginnen, sie als Teil unseres Menschseins zu akzeptieren.
John Lennon hatte recht: Das Leben passiert, während wir dabei sind, andere Pläne zu machen. Die erleuchtete Sichtweise ist: Dem Leben zu vertrauen. Auch wenn es weh tut – es geschieht für dich. Im größeren Zusammenhang der Seelenreise.
Wenn du das erkennst, lässt dein Widerstand nach. Die Buddhisten sagen: Schmerz ist unvermeidlich – Leiden ist optional.
Das Leiden entsteht durch unsere Beziehung zum Schmerz. Wie wir ihn einordnen. Was wir uns selbst erzählen: Was habe ich nur getan? Ich bin immer benachteiligt. Ich habe wohl ein schlechtes Karma. – Diese Geschichten verursachen das Leiden. Nicht der Schmerz selbst. Nicht die Tatsache, dass du wieder Single bist, oder bankrott, oder dass du vielleicht Probleme mit den Behörden hast.
All das ist letztlich Teil einer größeren Erfahrung, die deine Seele braucht – um sich selbst bewusster zu werden. Es ist ein evolutionärer Prozess.
CE: Danke, dass du die Seele schon jetzt eingeführt hast – ich wollte später noch darauf eingehen. Ich würde aber gerne zurückkommen auf den Unterschied zwischen Schmerz und Leiden, den du eben begonnen hast zu erklären.
Denn: Was wir bewusst wahrnehmen, damit können wir arbeiten. Was wir unbewusst verdrängen – das arbeitet mit uns. Ich möchte dich daher bitten, noch einmal auf den Unterschied zwischen Schmerz, Leid und auch Trauer einzugehen.
MS: Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich deine Frage richtig verstehe. Du sprichst von Trauer – und davon, wie wir uns zwischen den verschiedenen Erfahrungen bewegen? Was meinst du genau?
CE: Wenn uns etwas genommen wird, das uns sehr am Herzen liegt – sagen wir mal, nicht ein Kind, aber vielleicht ein Elternteil, aus Altersgründen – dann erleben wir zwar vielleicht keinen Schock, aber doch Schmerz. Vielleicht auch Leid. Und auf jeden Fall Trauer.
Es muss nicht einmal ein Mensch sein – manchmal trauern wir auch um etwas, das einfach nicht mehr da ist. Und diese Erfahrungen mischen sich oft. Schmerz, Trauer, vielleicht Leiden. Wie können wir da – mit deinem Wissen – bewusster durchgehen?
MS: Danke dir. Wenn wir etwas verlieren, das uns tief am Herzen liegt, dann ist die natürliche Reaktion unseres emotionalen Körpers: Trauer. Wir trauern.
Wir waren also in der Erfahrung, dass dieses Etwas ein Teil von uns war – mein Kind, mein Haustier, mein Hund, meine Katze, meine Eltern, mein Freund, meine Fähigkeit, ein Mann zu sein, meine Fähigkeit, mich auszudrücken, und so weiter. Etwas, mit dem wir uns identifiziert und das wir in unserem Herzen getragen haben, ist plötzlich nicht mehr da. Der emotionale Körper muss sich jetzt neu ausrichten.
Diese Phase dauert in der Regel – je nach Intensität des Verlustes – zwischen drei Tagen und drei Wochen. Wir wissen aus hochentwickelten Kulturen, dass es eine natürliche Zeitspanne gibt, in der sich ein Mensch an eine neue Realität anpasst, in der das, was ihm lieb und teuer war, nicht mehr existiert. Diese Anpassung ist natürlich.
Daran ist nichts falsch. Wenn wir also den Schmerz der Trauer erleben, gibt es eine Sache, die enorm hilft: unseren Atem bewusst zu nutzen – hindurchzuatmen. Denn wenn der Schmerz uns zu packen beginnt, verkrampfen wir uns.
Den Atem anzuhalten bedeutet, den Fluss unserer Lebensenergie anzuhalten. Und das ist nicht hilfreich. Wenn du stattdessen weiteratmest, hilft das dem emotionalen Körper zu heilen – das innere Loch zu schließen, das durch den Verlust entstanden ist.
Denn jetzt ist im emotionalen Körper buchstäblich ein Loch. Eine große Leere. Und das bringt dich in Kontakt mit dem Gefühl von Sinnlosigkeit, Leere, Verzweiflung, Bedeutungslosigkeit.
Diese Leere muss heilen – wie eine offene Wunde am Körper. Es ist derselbe Prozess. Man hat einen Schnitt – und dann heilt er. Die Heilung geschieht auf natürliche Weise. Wir müssen nicht "heilen", wir müssen den natürlichen Heilungsprozess unterstützen.
Wenn man in diesem Schmerz ist, in diesem Erleben, dann hilft Widerstand nicht. Keine Form der Anspannung hilft. Wir müssen uns nicht verkrampfen.
Die Verkrampfung ist ein unbewusster Reflex. Aber in dem Moment, in dem wir bewusst werden – vielleicht durch dieses Interview, liebe/r Zuhörer/in – und du dich erinnerst, wenn du selbst trauerst: Du musst dich nicht verkrampfen. Du musst dich nicht wehren.
Du musst kein/e Held/in sein. Nein – du lässt es einfach geschehen. Unterstütze deinen natürlichen Heilungsprozess.
Und das wird die Heilung beschleunigen – und auch vollständiger machen. Denn oft, sobald wir uns ein kleines bisschen besser fühlen, springen wir direkt wieder ins Tun. Und das ist manchmal zu früh.
Was dann passiert: Die Wunde konnte sich nicht vollständig schließen. Und beim nächsten Verlust – einer ähnlichen Erfahrung – öffnet sich die alte, nicht vollständig verheilte Wunde wieder. Dann wirkt der neue Verlust größer, als er eigentlich ist. Und dann fragt man sich vielleicht: Wie kann ich prüfen, ob meine alten Wunden wirklich vollständig verheilt sind?
Damit ich beim nächsten Schmerz nicht den alten gleich mitspüre? Und das kann man, indem man tief in die eigene Kindheit eintaucht – die Beziehung zu den Eltern oder den wichtigsten Bezugspersonen nochmal betrachtet. Das können auch Freund:innen, Geschwister, Menschen aus der Jugendzeit sein.
Da ist oft etwas passiert, das nie geheilt ist. Und genau damit arbeite ich zum Beispiel in meinen "Shadow and Light"-Retreats. Die Schattenarbeit lädt Menschen ein, auf die Bühne zu gehen.
Wir nutzen Elemente des Psychodramas – sie dürfen zurück in die ursprüngliche Situation, in der etwas geschehen ist. Ein Trauma entstand. Warum?
Weil wir die Erfahrung damals nicht abschließen konnten. Wenn du als Kind ungerecht behandelt wurdest, oder dir Unrecht geschah, oder wenn das kindliche Paradies zerbrach – dann konntest du deinen Ärger oft nicht ausdrücken. Du hattest Angst, deine Eltern zurückzuweisen oder sie zu verlieren. Und als Kind ist das Letzte, was du willst, abgelehnt zu werden.
Also hast du es unterdrückt. Es nicht rausgelassen. Oder in etwas anderes kanalisiert. Aber: Es ist nicht geheilt. Wir müssen zurück – heute, als bewusste Erwachsene.
Die Teilnehmer/innen tun das – und erleben dort den ursprünglichen Schmerz erneut. Zum Beispiel, dass die Mutter dich verlassen hat – unabsichtlich. Vielleicht hat sie dir einfach nicht zugehört, weil sie gerade abgelenkt war.
Aber du hast es so aufgenommen: Ich bin nicht wichtig. Ich bin nicht gut genug für ihre Aufmerksamkeit. Und das wird zu einem Lebenskonzept.
Ich hatte Teilnehmerinnen, die in den Trainings ihre ganze Geschichte erzählt haben: wie eine ungeheilte Wunde ihr Leben geprägt hat. Eine Frau erzählte, dass sie als Kind vergessen wurde – und mit fünf Jahren daraus schloss, dass sie nicht so gut sei wie ihre Geschwister. Und ihr ganzes Leben drehte sich darum, das Gegenteil zu beweisen. Sie war brillant im Job, verdiente viel Geld, sah toll aus – aber innerlich fand sie keinen Frieden. Keine echte Freude. Weil sie immer noch von Ich bin nicht gut genug ausging – auch wenn sie der ganzen Welt das Gegenteil bewies.
Andere gehen den umgekehrten Weg: Sie beweisen, dass es stimmt, dass sie nicht gut genug sind. Sie haben Talent, gründen ein Business – und treffen Entscheidungen, die es ruinieren. Sie starten eine Beziehung – und verhalten sich so, dass sie wieder scheitert.
So wird die ursprüngliche Wunde immer wieder bestätigt. Wenn du also erkennst, dass sich ein Muster wie ein roter Faden durchzieht – immer dieselben Prinzipien, auch wenn du Partner, Jobs, Strategien wechselst – dann ist es Zeit, an den Ursprung zu gehen. Sonst wirst du ewig im Außen Dinge verändern, ohne dass es im Inneren wirklich anders wird.
Sobald du aber die innere Heilung vollziehst – ist der Spuk vorbei. Er löst sich einfach auf. Und plötzlich hast du keine finanziellen Probleme mehr.
MS: Ich glaube, es ist sehr schwierig, allein zum Ursprung eines Traumas vorzudringen. Denn du steckst bereits mitten in der Auswirkung des unverarbeiteten Traumas. Du spürst: da ist etwas – aber du bist gleichzeitig gefangen in dessen Einfluss.
Was du brauchst, ist ein Umfeld, das dich spiegelt, dich begleitet – mit Struktur, mit Übungen, mit einem sicheren Raum. Ich verweise hier auf meinen 8-tägigen Shadow & Light Retreat, den ich seit über eineinhalb Jahrzehnten immer weiterentwickelt habe. Dieser Prozess hilft Menschen genau dabei.
Viele denken, sie haben „nicht viel Trauma“. Aber sie sehen wiederkehrende Muster – zum Beispiel in Beziehungen: Immer derselbe Punkt, dieselben Konflikte, dieselben schmerzhaften Schleifen. Und gleichzeitig gibt es die Illusion: Eines Tages kommt der oder die Richtige, bei dem all das nicht passiert. Aber das ist eine Illusion.
Wenn wir einen strukturierten Prozess haben – mit Unterstützung, mit Spiegelung – dann werden wir Schritt für Schritt zur ursprünglichen Situation geführt. Zu jenem Moment, in dem wir eine bestimmte Interpretation wählen mussten, um zu überleben. Und diese Interpretation ist oft: Ich bin nicht liebenswert. Ich bin nicht gut genug. Ich bin falsch. Das ist der innere Kontext, den der kindliche Verstand gebildet hat.
Dieser Schmerz wurde über die Jahre überlagert: In der Jugend durch Schutzstrategien, später im Erwachsenenleben durch raffinierte Überlebensmechanismen. Wenn das alles sichtbar geworden ist – und du bereit bist, dich zu committen – dann geh dorthin, wo echte Heilung möglich ist. Wo es Struktur gibt. Eine Gemeinschaft. Einen erprobten Prozess.
Was dann geschieht, ist: Du kehrst zurück in die Situation – bewusst, heute – und erlebst die damaligen Gefühle mit deiner heutigen Präsenz. Und: Du kannst heute handeln, wo du damals machtlos warst.
Damals konntest du dich nicht wehren: nicht gegen den Onkel, der dich berührt hat. Nicht gegen den Lehrer, der dich schikaniert hat. Nicht gegen das dominante Elternteil. Aber heute kannst du zurück in die Szene und aufstehen. Für dich einstehen. Sagen, was damals unterdrückt wurde.
Und wenn du das tust – und das wirst du, wenn du in meinem Training bist – dann begleite ich dich genau dort. Ich werde dich ermutigen, dich unterstützen, empowern, alles auszudrücken, was du damals nicht konntest. Und was dann passiert, ist laut, kathartisch, dramatisch. Aber bewusst.
Du lässt alles raus – aus deinem System, aus deinem Zellgedächtnis. Nicht nur mental – auf Zellebene. Es wird mit Kissen gearbeitet, mit Bewegung, mit Stimme. Es ist intensiv. Und wenn du ganz durch bist – wenn nichts mehr übrig ist – dann ist da: Leere. Befreiung.
Ich frage dann: Ist wirklich alles draußen? Ich spüre, wenn noch etwas da ist. Dann gehst du noch einmal hinein. So lange, bis du selbst weißt: Jetzt ist alles raus.
Und danach? Danach siehst du aus, als hättest du 20 Jahre verloren. Du wirkst wie neugeboren. Du hast die intensivsten 15 Minuten deines Lebens durchlebt – und plötzlich ist da: Lebensfreude. Die Welt sieht neu aus. Wir alle sehen es. Und wir feiern dich. Mit einer Love Shower. Das ist Schattenarbeit.
CE: Ja! Und ich bin der lebende Beweis. Ich habe es ja schon hier im Podcast erwähnt – ich war erst Teilnehmerin und dann im Februar Assistentin bei deinem Retreat. Und ich kann nur sagen: Es ist transformierend. Lebensverändernd.
Ich glaube wirklich, jede/r sollte mindestens einmal im Leben an so einem Retreat teilnehmen. Denn wir tragen so viele unbewusste Lasten mit uns herum – und erst, wenn man sie loslässt, merkt man, wie schwer sie waren.
Was ich auch besonders finde: Du betonst den energetischen Aspekt von Heilung. Denn oft in der spirituellen Szene findet man diese Vorstellung: Ich mache eine Meditation, stelle mir vor, ich schneide ein Band durch, stehe unter einem Licht-Wasserfall – und zack, befreit, geheilt, erlöst.
Ja, manchmal funktioniert das. Aber manchmal braucht es mehr. Andere Schritte. Andere Energie. Tiefere Arbeit. Arbeit bis in die Zellen hinein.
Möchtest du dazu noch etwas sagen – speziell zu dieser spirituellen Vorstellung von Heilung und Vergebung?
MS: Ja, sehr gern. Denn was du beschreibst, ist eine Ebene – die der Bewusstheit. In einer Meditation kannst du tatsächlich Licht spüren, dich verbunden fühlen mit höheren Energien – das ist real, das ist schön. Aber es geschieht auf der Ebene des Bewusstseins…
Das Problem ist, dass das menschliche Gefäß, in dem wir leben, nicht entladen ist.
Wir sind im Bewusstsein erleuchtet, aber nicht in unserem Körper. Unser Körper trägt immer noch die ungelöste traumatische Energie in sich.
Sie ist immer noch da. Wieder und wieder. Und dann wundern sich die Menschen, warum sie in der nächsten Beziehung – nach dieser wundervollen, befreienden Ayahuasca-Erfahrung – ein Jahr später wieder genauso reagieren wie vor zehn Jahren.
Das passiert ständig. Deshalb verneige ich mich vor der Demut jedes spirituellen Suchenden, der anerkennt: Ja, diese direkten Verbindungen zum Göttlichen durch Kriya Yoga, durch Kundalini Yoga, durch Meditationen – sie sind wunderbar. Sie erleuchten dein Bewusstsein.
Aber: Erleuchten sie auch deinen Körper?
Beantworte das für dich selbst.
Wenn das so wäre, würden deine Beziehungen, deine Freiheit niemals verschwinden. Aber sie verschwinden. Das Leben beweist es. Menschen meditieren über Fülle, fühlen sich wie eine Milliarde Dollar wert oder wie ein goldener Berg – oder welches Bild auch immer.
Und ein Jahr später kämpfen sie immer noch damit, die Miete zu zahlen. Oder sie sind sogar noch ärmer. Komm schon.
Da gibt es ein Sprichwort in der Bibel – und ich bin keiner Religion verbunden, aber ich schätze sie alle –: „An den Früchten sollt ihr sie erkennen.“
Das heißt: An den Früchten, an deinem Leben, an deinem gelebten Alltag – nicht an dem, was du über dich denkst oder dir einbildest. Nein: an der Realität, in der du lebst. An den Menschen, mit denen du verbunden bist, an deinen Ex-Partner/innen, daran, was sie über dich sagen – und so weiter und so fort.
An den Früchten werdet ihr sie erkennen. Das ist der Beweis deiner Realität. Denn das Innere und das Äußere sind immer verbunden.
Wie innen, so außen – aber das bedeutet auch: wie außen, so innen. Dasselbe.
Die dualistische Weltsicht trennt: Ich hier, die Welt da draußen. Großer Unterschied.
Nein, nein, nein – es ist zu 100 % so: Wer du bist, zeigt sich in deiner äußeren Welt. Was du hast, wie du dich bewegst, mit welchen Menschen du verbunden bist, dein Business – all das zeigt nur, wer du bist.
Jede Interpretation scheitert daran, deine äußere Realität zu erklären oder zu verändern.
Deshalb ist es für jede:n spirituelle/n Sucher/in wichtig, den Mut und die Authentizität zu haben, sich selbst herauszufordern – indem man das eigene Leben anschaut:
Die Verbindung zu deinen Eltern – falls sie noch leben. Die Verbindung zu deinen Kindern. Die Beziehung zu deinem finanziellen Status.
Und ich sage nicht, dass du Milliardär/in sein musst, um erleuchtet zu sein – nein, nein, nein.
Ich spreche von Fülle.
Das bedeutet: Du bist, wie du bist – und du lebst einen bestimmten Lebensstandard.
Und Fülle heißt: Du musst dich nicht anstrengen, um die Mittel zu haben, diesen Lebensstandard zu leben. Wenn das nicht so ist, ist etwas in dir noch nicht erleuchtet.
Das ist eine bittere Pille für viele.
Denn viele spirituelle Suchende, das muss ich leider sagen, sind auf dem spirituellen Weg, weil sie versuchen, einem anderen Weg auszuweichen – dem Weg, sich wirklich mit ihren Themen auseinanderzusetzen.
Sie glauben, sie könnten die Herausforderungen des Menschseins umgehen.
Aber nein – du bist nicht hier, um zu umgehen. Du bist hier, um dich zu stellen. Um hindurchzugehen.
Und auf der anderen Seite herauszukommen – als jemand, der die ihm gegebene Herausforderung gemeistert hat.
Die gute Nachricht ist:
Du bekommst niemals eine Herausforderung, der du nicht gewachsen bist.
Das Leben ist fair.
Das Leben liebt dich.
Es gibt dir nur dann Härte und Herausforderungen, wenn es weiß, dass du bereit bist, sie zu meistern.
Also: Vertraue dem Leben – und stelle dich ihm.
CE: Du hast die Seele jetzt ein paar Mal erwähnt – was ist die Seele? Wie kann man sie erfahren? Wie würdest du das jemandem erklären, der schon von der Seele gehört hat, aber nicht so tief in der spirituellen Welt ist – und trotzdem verstehen möchte, wie man in Verbindung mit ihr kommen kann, wie man sie erleben kann?
MS: Danke für die Frage. Erstens: Die Seele ist nichts Äußeres. Die Seele ist ein Raum – eine Dimension. Es ist schwer, dafür Worte zu finden, ohne zu sehr in Metaphysik oder spirituellen Jargon zu verfallen – aber ich muss einige Begriffe verwenden.
Die Seele ist eine Dimension –
und du bist in dieser Dimension ein „Satellit“, der sich als menschliches Wesen verdichtet hat.
Die Seele ist dein Wesenskern –
Wenn du deinen Körper verlässt, kehrst du in diese Dimension zurück.
Noch bevor du diesen Körper betreten hast, bevor deine Eltern dich gezeugt haben, bevor sie überhaupt an dich gedacht haben – warst du Seele.
Und als Seele warst du im Dienst deiner eigenen Weiterentwicklung.
Erinnere dich: Der Evolutionsprozess der Seele besteht darin, sich selbst bewusst zu werden.
Das heißt: Aus der Perspektive der Seele hast du deine nächste Inkarnation selbst entworfen.
Du hast deine Eltern gewählt –
du hast zusammen mit ihnen deine Bestimmung gewählt: deine Entwicklung, deine Entfaltung, Armut, Mittelschicht, Reichtum – was auch immer das Setup war.
All das hast du gewählt – als Seele. Nicht als Mensch.
Dann begann der Prozess der Empfängnis. Du hast deinen Raumanzug – deinen Körper – bekommen.
Und jetzt bist du ein Mensch, in den Dienst getreten, verdichtet in diese Matrix – in das Menschsein.
Du bist ein spirituelles Wesen.
Du bist eine Seele, die eine menschliche Erfahrung macht.
Nicht umgekehrt.
Du bist nicht ein Mensch mit einer spirituellen Erfahrung.
Es ist genau andersherum: Du bist ein spirituelles Wesen, eine Seele, die eine menschliche Erfahrung macht.
Das ist die Perspektive, wie ich die Seele gerne vermitteln möchte.
Also: Sie ist nichts Äußeres, zu dem du dich verbinden kannst, wenn du Lust hast.
Nein – du bist die Seele bereits. Rund um die Uhr.
CE: Und für jemanden, der gerade kein liebevolles Verhältnis zum Leben hat – der kämpft, der mit dem Leben im Streit liegt – was würdest du sagen, um den Blick zu öffnen? Wie kann man dieser Person helfen, wieder eine liebevollere Beziehung zum Leben zu entwickeln?
Du hast gesagt: Das Leben passiert für dich. Es ist nicht unfair. Viele Menschen haben aber Erfahrungen gemacht, die sie zu dem Schluss bringen, dass das Leben sehr unfair und schmerzhaft ist.
Und natürlich können wir uns nicht gegen das Leben stellen – weil es ist, wie es ist. Und wir können uns nicht gegen uns selbst stellen, denn wir sind in diesem Leben.
Was könnte helfen – aus deiner Erfahrung, aus deinen Lehren –
um sich wieder in das Leben zu verlieben?
Um sich zu öffnen?
Um das Leben mit den Augen des Staunens zu sehen – wie ein Kind?
Wie finden wir zurück zu einer spielerischen Haltung, selbst im Leiden, in der Krise –
in einen inneren Zustand von: „Hm, interessant … mal sehen, was das ist … schauen wir es uns an.“ Und nicht in ein vollständiges Auseinanderfallen – wie so viele von uns es regelmäßig erleben?
MS: Was du ansprichst, ist Selbstliebe. Lernen, uns selbst so zu lieben, wie wir sind – und das schließt auch unsere Beziehung zum Leben ein. Ich habe Momente, in denen ich die ganze Welt am liebsten in die Luft jagen möchte. Was?
Und ich liebe mich trotzdem in diesem Moment, weil ich es umarme – das ist auch ein Teil von mir. In der Schattenarbeit arbeiten wir mit dem dunklen Wolf und dem hellen Wolf. Diese beiden Aspekte – Yin und Yang, männlich und weiblich, und so weiter.
Der dunkle Teil des Yin-Yang-Symbols ist sehr real. Und er soll nicht grau gemacht werden – er soll schwarz bleiben, aber in perfekter Harmonie und Balance mit der hellen Seite.
Die meisten Menschen haben kein Problem damit, dem Licht zu dienen oder sich darum zu bemühen. Sie haben ein Problem mit der dunklen Seite. Entweder sie kümmern sich gar nicht darum, weil sie Angst davor haben, oder sie verurteilen sie als schlecht oder negativ.
Wenn der dunkle Wolf genauso viel Wertschätzung, Liebe und Verständnis bekäme wie der helle Wolf, hätten Menschen sehr viel mehr Selbstliebe – weil du bist ein Zusammenspiel aus Dunkelheit und Licht. Einatmen und Ausatmen. Wenn du das Ausatmen verurteilst, weil es "schlecht" ist – dann versuch mal, zwei Minuten weiterzuleben.
„Ich atme jetzt nicht mehr aus, weil das ist schlecht.“ Okay… Und was machst du dann?
Das ist ein einfaches, aber kraftvolles Beispiel dafür, wie Polarität funktioniert. Frieden schließen mit der Dunkelheit – ja, mit den äußeren Realitäten, die Dunkelheit symbolisieren.
Oh mein Gott, das ist zutiefst befreiend. Und wenn es so etwas wie bedingungslose Liebe gibt, dann bedeutet das: keine Bedingungen. Das heißt, Trump wird von Gott genauso geliebt wie Jesus oder Buddha und so weiter.
Unsere urteilende Natur des Egos, die die Welt in Gut und Böse aufteilt – das ist das Problem. Wenn du aufhörst oder wenigstens weniger damit anfängst, dich selbst in einen „guten Teil“ und einen „schlechten Teil“ zu teilen – denn diesen Unterschied gibt es nicht wirklich – dann wächst deine Selbstliebe. Weil du dich dann auch in deiner Dunkelheit lieben kannst: in deinen aggressiven Gedanken, in deinem Widerstand gegen das Leben, in deinen Urteilen darüber, was sein sollte und was nicht.
Dich selbst zu lieben heißt nicht, dass du unbewusst in die Dunkelheit fällst. Es bedeutet einfach, dass du Raum hältst – für den schwarzen Wolf, der grummelig ist, aggressiv, knurrend… Ja, du hältst einfach den Raum. Und das bleibt nicht für immer so, denn erinnere dich: Yin und Yang ist ein Gleichgewicht.
Da ist das Ausatmen – der schwarze Wolf, genau – das Ausatmen. Und dann, was kommt dann? Genau: der weiße Wolf, das Einatmen kommt.
Und wenn diese Polarität gesättigt ist, geht sie weiter. Einatmen, ausatmen, ausatmen, einatmen… und so weiter. Das ist der Tanz des Lebens.
Und wenn du mehr und mehr hineinwachsen kannst in diesen inneren Raum, in dem du dich selbst als Ausdruck von Ein- und Ausatmen halten kannst – von Licht und Dunkelheit – ohne unbewusst in eines davon hineinzufallen: Ich sage nicht, dass du „dunkel werden“ sollst und einfach schlechte Dinge tun. Das sage ich nicht.
Du musst dir einfach innerlich erlauben, auch die „schlechten“ Impulse zu spüren – dir bewusst zu machen, was deine Dunkelheit will, wie sie unbewusst ist, aggressiv, eifersüchtig, nachtragend, und so weiter. Die ganze Liste der Schattenseite. Und dann sagst du: „Hey, lieber schwarzer Wolf, ich sehe dich. Ich sehe dich wirklich. Und ich liebe dich genauso sehr wie meinen weißen Wolf.“
Der vergeben kann. Der alles im Licht sieht. Und – genau – Einatmen, Ausatmen, ja.
CE: Ja, wunderbar. Danke. Natürlich würden wir auch gerne etwas über eine Krise erfahren, die dir vielleicht besonders zugesetzt hat — die dich fast zu Fall gebracht hat.
Möchtest du etwas aus deiner persönlichen Erfahrung teilen, das dich hart werden ließ, vielleicht wütend auf das Leben, das dich in den inneren Krieg geführt hat — und aus dem du dann mit mehr Licht wieder herausgekommen bist?
MS: Nun, ich hatte viele Krisen, aber die beiden wichtigsten sind definitiv die beiden typischen spirituellen Krisen, durch die jeder Mensch geht. Die eine ist der Übergang von der Jugend ins Erwachsenenalter, und die andere ist der Übergang des Erwachsenen in die zweite Lebenshälfte. Im allgemeinen Sprachgebrauch nennt man das Midlife-Crisis.
Beide spirituellen Krisen waren große Herausforderungen, die mich jeweils sehr nahe an den Tod gebracht haben. Ich wollte nicht mehr leben. Es ergab für mich einfach keinen Sinn, all diesen Schmerz durchzumachen, wenn ich doch sowieso sterben werde – wie jeder andere auch.
Warum also sollte ich all das durchleiden, wenn das Ende sowieso schon feststeht? Dann könnte ich doch auch gleich jetzt sterben und mir diese schmerzhafte Reise ersparen, oder? Das waren meine rebellischen Teenager-Gedanken in meiner Depression mit 16 Jahren. Diese führte mich dann zu meiner spirituellen Verpflichtung, zu meinem Weg, der über 12 Jahre andauerte – bis ich mit 30 begann zu lehren.
Also hatte das Ganze auch einen sehr sinnvollen Zweck.
Meine Beziehung zum Leben hat sich eigentlich nie grundlegend verändert. Es ist eine Beziehung, in der ich immer mehr fähig wurde, die Weisheit des Lebensprozesses zu schätzen. Ich begann meine Reise mit dem Wunsch nach Glück. Und auf dieser Suche fing das Konzept von Glück an zu bröckeln. Es bekam Risse, zerfiel.
Plötzlich ging es nicht mehr um Glück. Es ging um Präsenz.
Ich erkannte: Glück ist etwas, das ich nie wirklich bekomme – oder wenn ich glaubte, es zu haben, veränderte es sich, ich verlor es wieder. So wie es jedem Menschen ergeht. Was wichtiger wurde, war Präsenz.
Und dann kam meine dunkle Nacht der Seele. Sie dauerte fast fünf Jahre – eine unglaublich lange Zeit. Wer jemals einen Hauch dieser Erfahrung gemacht hat, weiß: Eine Sekunde fühlt sich an wie eine Ewigkeit. Und es ist brutal. Wenn man mir damals die Wahl gelassen hätte zwischen meinem mentalen Zustand und einer Krebserkrankung im Endstadium – ich hätte wahrscheinlich den Krebs gewählt. Es wäre weniger schmerzhaft gewesen.
Heute kann ich darüber lachen, aber damals lag ich jeden Tag weinend am Boden. Aus emotionaler Erschöpfung. Ich konnte einfach nicht mehr.
Doch ich war mir des Prozesses immer bewusst. Ich habe nie den letzten Funken meines "Ich bin" verloren. Da war immer etwas in mir, das beobachtet hat, was geschieht.
Das half mir nicht direkt. Es nahm mir nicht den Schmerz. Aber es bewahrte mich davor, unbewusst aus der Verzweiflung heraus zu handeln. Ich habe also weder meine Beziehungen, noch mein Business, noch mich selbst zerstört – obwohl ich sogar recherchiert habe, welche Suizidmethoden die geringste Fehlerquote haben.
Das ist es, was man tut, wenn man in völliger Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung steckt. Wir wissen – oder diejenigen, die sich damit beschäftigen wissen – dass etwa 20–25 % der Menschen mit Depressionen suizidale Gedanken haben oder einen Versuch unternehmen.
Mein "Ich bin" erlaubte mir, okay, dunkler Wolf, recherchiere ruhig, aber geh nicht in die Handlung. Also wenn du gerade an einem Punkt bist, wo du den Sinn deines Lebens infragestellst, den ganzen Prozess des Lebens hinterfragst, dich fragst: Ist das wirklich alles? Warum überhaupt?
Dann hoffe ich, dass dein "Ich bin" eingeschaltet ist.
Ich hoffe, dass du bereit bist, vom Prozess zu lernen. Im Sinnlosen Sinn zu suchen. Ein kleines Lichtstück im Nichts, in der Leere zu finden. Und: Es ist gut, wenn du dir Hilfe holst. Sehr gut sogar.
Ich hatte Menschen, die mir durch die schwierigsten Phasen geholfen haben. Hilfe heißt: Menschen, die Raum für dich halten können – Therapeuten, Psychologen, Psychiater, Coaches, Gurus. Menschen, bei denen du das Gefühl hast: Ich bin nicht allein. Sie verstehen mich. Sie können mich halten. Also: Hol dir Unterstützung, wenn du dich hier wiedererkennst.
Und ja – wisse einfach: Das ist eine Korrektur deiner Reise zum höchsten Wohle deiner Seele. Am Ende geht es immer darum.
CE: Danke, Marc, fürs Teilen. Vielen Dank. Eine letzte Frage, die ich immer stelle: Was bedeutet innere Stärke für dich?
MS: Für mich bedeutet sie: die Fähigkeit, bewusst und präsent zu bleiben, wenn du getriggert wirst.
Das Leben konfrontiert uns jeden Tag mit unzähligen Triggern. Menschen tun nicht das, was wir erwarten. Unsere Vorstellungen werden nicht bestätigt – die Wahrscheinlichkeit, dass wir getriggert werden, ist sehr hoch.
Wenn Erwartungen nicht erfüllt werden, kommen all die inneren "Sollte" und "Darf nicht". Und das passiert jedem Menschen 10, 20, 30 Mal am Tag. Wenn du dann nicht bewusst bist, wirst du zum Trigger. Du reagierst – aus deinem Überlebensmodus, deinem Stolz, deiner Rechthaberei, deinen Standards heraus.
Ein bewusster Mensch, jemand mit innerer Stärke, sieht all das, was da geschieht. Und weil du bewusst bist, entsteht ein Abstand zwischen deiner Wahrnehmung und deiner Reaktion. Und in diesem Raum hast du die Möglichkeit, eine Entscheidung zu treffen – wie du auf denjenigen reagierst, der dich gerade getriggert hat.
Und genau das ist innere Stärke: Die Fähigkeit, zu wählen. Nicht durch Unterdrückung – sondern durch Bewusstsein.
CE: Wunderschön. Danke. Danke, Marc. Ich schätze dich sehr dafür, dass du dir die Zeit genommen hast – nicht nur für diesen Podcast, sondern dafür, dass du dein Licht und dein Leben in den Dienst der Menschen stellst, die dir begegnen und sich für deine Arbeit interessieren. Ich danke dir für dein Leben.
MS: Danke, dass ich mich hier ausdrücken durfte. Danke, dass du tust, was du tust – Bewusstsein in die Welt bringen. Mögen viele inspiriert und vielleicht sogar bewegt werden, etwas zu verändern. Danke.
CE: Ja. Danke.